Gedenktag des Sel. Richard Henkes
Mut zur Versöhnung und Treue im glauben
Festlicher Gottesdienst in der Pallotinerkirche St. Marien in Limburg
Am Montag, dem 21. Februar, dem Gedenktag des Seligen Richard Henkes, feierte die Hausgemeinschaft der Pallottiner in Limburg zusammen mit vielen Gläubigen aus der Stadt um 18.00 Uhr einen festlichen Gottesdienst. Organist Frank Sittel und Kantor Wolfgang Haberstock hatten Gesänge und Lieder ausgewählt, die den Geist und die Haltung des Seligen zum Ausdruck brachten. In seiner Predigt verwies der Rektor des Hauses, P. Alexander Holzbach, darauf, dass das jährliche Gedenken nicht immer alle Aspekte des Lebens eines Seligen erfassen könne. Er wolle sich darum auf zwei Eigenschaften im Leben von Pater Henkes beschränken, die ihn im Moment sehr beeindruckten.
Zum Stichwort Versöhnung zitierte er aus einem Brief von P. Henkes , den er 1943 aus dem Gefängnis in Ratibor geschrieben hat. Darin bittet er seinen Rektor in Frankenstein um Verzeihung wegen zurückliegender Auseinandersetzungen. P. Holzbach: „Richard Henkes war zwar ein stolzer, selbstbewusster, freiheitsliebender Mann, aber er kannte seine Grenzen; er war auch ein versöhnlicher Mensch – in seinem Wirken in der Pastoral und in seinem persönlichen Leben… Sein vermutlich schwieriges Schicksal vor Augen, ist er mit sich so weit im Reinen, muss aber in diesem Punkt über seinen Schatten springen. Einen anderen um Verzeihung zu bitten, bringt nicht allein Frieden in die Beziehung, bringt Frieden in das eigene Herz. Solchen Frieden, solche Bereitschaft, zu verzeihen und um Verzeihung zu bitten, brauchen wir in unserer Zeit, in der es so viele Meinungsverschiedenheiten, ja Streit gibt in unserer Welt, auf unserem Kontinent, in unserem Land – gerade jetzt in der Corona-Krise mit Verfechtern und geradezu militanten Gegnern der Maßnahmen zu deren Überwindung, in unserer Kirche mit ihren vielen offenen Fragen um deren Gegenwart und Zukunft, in vielen Bereichen unseres alltäglichen Lebens. Wir alle brauchen die Fähigkeit, zu verzeihen und um Verzeihung zu bitten, soll das Leben gelingen.“
Ein zweites Stichwort des Predigers war der Glaube von P. Henkes. Dabei bezog sich auf einen Brief aus Dachau vom Dezember 1944, in dem der Gefangene über die Gottesdienste in der Kapelle des Priesterblocks berichtet: „Dass wir daran hängen, ist klar, denn es ist ja das einzige, was uns seelisch immer aufrichtet. In der Enge, in den unmenschlichen Wohnverhältnissen ist das der einzige Trost und die einzige Kraftquelle, sonst würde man verzweifeln. So hilft uns aber der liebe Gott immer wieder. Und er wird uns wohl auch helfen bis zu einem guten Ende.“ (Manfred Probst: Glaubenszeuge im KZ Dachau. S. 294).
P. Holzbach: „Ich habe für jeden Verständnis, der in Dachau, der in tiefer Not, der in schlimmen Schicksalsschlägen seinen Glauben an Gott verliert. Und ich frage mich oft, warum heute so viele Christinnen und Christen ihren Glauben „einfach so“ verlieren; wir reden ja schon lange vom Verdunsten des Glaubens in unserer westlichen Welt. Wir kennen es aus unseren Lebenskreisen, auch aus unserer Stadt, dass Kinder und junge Leute, deren Eltern und Großeltern etwa auch die Gottesdienste hier in dieser Kirche schätzen, das Falten der Hände aufgegeben und verlernt haben. Der Gotteszweifel ist in unserer Gesellschaft vielfach an die Stelle von Gottvertrauen getreten. Umso mehr bewundere ich diesen starken, ja unerschütterlichen Glauben von P. Richard Henkes, um den er in seinen Studienjahren hier in Limburg stark gerungen hat, der ihn aber dann ein Leben lang begleitete als Priester und Prediger, als Lehrer, als geistlicher Begleiter, als Seelsorger seiner deutsch-tschechischen Gemeinde, als Gefangener in Ratibor und Dachau, als Samariter der dahin-siechenden Mitgefangenen, als einsam Sterbender in der Lagerbaracke.“ Der Prediger benannte als Botschaft des Seligen für 2022, sich zu mühen, ein versöhnlicher Mensch zu sein, und sich zu mühen, Glaube und Gottvertrauen zu bewahren.
Nach der Predigt zog eine (Corona-bedingt kleine) Prozession in die Pieta-Kapelle der Marienkirche zur Stele mit den sterblichen Überesten des Seligen, um ihn um seine Fürsprache zu bitten in den schwierigen Situationen unserer Zeit und im bedrohten Frieden durch die Moskau-Ukraine-Krise. Am Schluss der Hl. Messe spendete der Rektor einen feierlichen Segen mit dem Henkes-Reliquiar und bot dann auch einen Einzelsegen an, den etliche Gläubige gerne annahmen.




