Henkes-Gedenken in Limburg
Am Gedenktag des Seligen Richard Henkes, dem 21. Februar 2023, hatte die Pallottiner-Gemeinschaft des Missionshauses zum Festgottesdienst in die Marienkirche geladen. Rektor Pater Alexander Holzbach begrüßte zu Beginn mehr als fünfzig Mitfeiernde und dankte für den Spagat, am Fastnachtsdienstag ein Märtyrergedenken zu begehen. In seiner Predigt fragte Holzbach: „Hätten wir gedacht, wir erleben das nochmals in Europa? ‚Nie wieder Krieg‘, hat es doch immer geheißen. Der derzeitige Krieg findet zwar nicht in unserem Land statt, aber er tangiert uns stark. Er beunruhigt uns bis in den Alltag; wir spüren ihn bis in unser Portemonnaie. Und niemand weiß, wie es weiter geht.“
Der Prediger erinnerte an Pater Henkes und seine Erfahrungen, als er 1941 Pfarrer in Strahndorf im Hultschiner Ländchen wurde. „Im Dorf lebten Deutsche und Tschechen, wurden beide Sprachen gesprochen. Er, der deutsche Pater, kam an diese Pfarrstelle, weil der tschechische Priester vertrieben worden war. Die deutsche Sprache war jetzt die alles beherrschende; Schulkinder tschechischer Muttersprache, die sich im Unterricht manchmal schwer taten, wurden verlacht, gehänselt, gemobbt. Das duldete der neue Pfarrer nicht. Er begann Tschechisch zu lernen, um allen ihm anvertrauen Gemeindemitgliedern auf Augenhöhe begegnen zu können. Später in Dachau würde er weiter und energisch Tschechisch lernen, um nach dem Krieg wieder in das nun deutsch-polnisch-tschechische Grenzgebiet zu gehen, um als Priester für die Menschen da zu sein, ihnen im Leben beizustehen, Aussöhnung, Versöhnung zu bewirken.
Jetzt, zwischen 1941 bis zu seiner Verhaftung 1943 konnte er nur in kleinen Schritten wohltuend wirken, indem er den Soldaten aus seinem Dorf regelmäßig Briefe schrieb und sie ermutigte, mitten in der Hölle des Krieges und der dämonischen Macht der Propaganda ihr Gottvertrauen nicht zu verlieren, indem er Leuten in der Pfarrei nicht als Pfarrherr begegnete, sondern als fürsorglicher Bruder und Guter Hirte, der in seinem Gebet und seinen Predigten auf den Guten Hirten Jesus Christus verwies, indem er ein offenes Ohr und eine offene Hand für alle Kinder, Frauen und Männer seines Dorfes hatte, gleich welcher Muttersprache sie entstammten, der deutschen oder der tschechischen.
Das haben ihm die Menschen dort nie vergessen und ihn mit gut gefüllten Paketen im Hungerlager von Dachau unterstützt. Henkes wäre nicht Henkes gewesen, hätte er da nicht geteilt.
Und sie haben ihn auch nicht nach seinem Tod vergessen, sondern als einfache Dorfgemeinde und als Tschechische Bischofskonferenz sich eingesetzt für seine Seligsprechung als Patron der deutsch-tschechischen Versöhnung.“
Weiter sagte Pater Holzbach: „Und wenn vermutlich niemand in Russland und der Ukraine Richard Henkes kennt, so bete ich heute Abend doch dafür, dass viele von seinem Geist berührt werden bzw. wie er im Geist der Versöhnung wirken.
Denn, wann auch immer, der Tag des Kriegsendes wird kommen. Hoffentlich bald. Wenn dann ein Geflecht aus Lüge entsteht, eine Gemengelange aus Siegern und Verlierern, aus Häme, Aufrechnen, Nachtragen oder gar Rache, dann entsteht kein dauerhafter Friede.“ Es brauche dann Menschen wie Richard Henkes, „die Brücken bauen, die Gräben zuschütten, die kein Oben und Unten von Menschen zulassen, die versöhnlich leben und Versöhnung stiften, die u.U, für andere in die Breche springen – ganz selbstlos.“
Nach der Predigt fand an der Verehrungs-Stele des Seligen in der Pieta-Kapelle ein Gebet statt. Die Prozession dorthin und den gesamten Gottesdienst gestalteten an der Orgel Frank Sittel und als Kantor Wolfgang Haberstock.
Neben diesem Gebet an der Stele gehört zum jährlichen Gedenkgottesdienst der Einzelsegen mit dem Henkes-Reliquiar. Der Segensspruch lautete dieses Mal:
„Auf die Fürsprache des Seligen Richard Henkes stärke der Herr deinen Glauben und dein Gottvertrauen. Er schenke Dir immer neu Kraft zur Versöhnung, damit in dir und durch dich Friede wächst. So segne dich der treue Gott:
+ der Vater, der Sohn und der Heilige Geist! Amen.“


Gebet an der Reliquien-Stele von P. Richard Henkes
Herr unser Gott, wir danken dir,
dass Du Richard Henkes in die Gemeinschaft des Hl. Vinzenz Pallotti gerufen hast, dass er durch sein Leben und Sterben Vorbild ist für uns heute.
An der Stätte seiner Verehrung hier in unserer Pieta-Kapelle kommen wir mit unseren Anliegen zu dir:
Wir denken an die Brüder und Patres unserer Gemeinschaft weltweit.
Wir denken an all die Menschen, die uns Pallottinern zugetan sind,
die mit uns auf dem Weg sind in der Nachfolge Deines Sohnes
in der Gemeinschaft der Kirche und ihrer Mission.
Wir denken an unseren Bischof Georg,
der als erster nach der Seligsprechung hier an dieser Stätte gebetet hat,
dem eine große Verantwortung auferlegt ist für die Kirche unseres Bistums
und unseres Landes.
Wir denken an alle, die mit ihm Wege suchen,
wieder Vertrauen in die Kirche zu wecken und sie in eine gute Zukunft zu lenken.
Wir denken an die Kranken und die Leidenden, die auf unser Gebet hoffen,
und an alle, die sich ihrer annehmen in Krankenhäusern, Heimen und in der Familie.
Wir denken an die Vielen, die keine Hoffnung mehr haben, die verlernt haben,
die Hände zu falten, denen der Glaube abhanden gekommen ist.
Bewege die Herzen all derer, die in ihrem persönlichen Leben und in den oft verletzenden Auseinandersetzungen unserer Zeit Verzeihung suchen
und Verzeihung schenken.
Schau auf die, die den Seligen Richard Henkes verehren,
die hierherkommen, um eine Kerze zu entzünden.
Schau auf die Christen und alle Menschen, die an jenen Orten leben,
wo er gewirkt hat: in Deutschland, in Polen, in Tschechien.
Stehe denen bei, die in unserer Zeit wegen ihres Glaubens, ihrer Haltung benachteiliget werden, ihrer Freiheit beraubt werden, die ungerecht im Gefängnis oder in Lagern sitzen.
Denk an die leidenden Menschen im Krieg in der Ukraine, an die Familien der Gefallenen beider Seiten, an die Menschen, die unter Terror leiden im Nahen Osten, in Afrika, in Lateinamerika. Denk an die überlebenden und verstorbenen Opfer der Erdbeben in der Türkei und in Syrien.
Guter und ewiger Gott, sei bei uns, die wir hier gemeinsam Eucharistie feiern,
um wie P. Henkes, aus dieser Feier Trost und Kraft zu schöpfen für unser Leben.
Maria, Königin der Apostel: Bitte für uns.
Heiliger Vinzenz Pallotti: Bitte für uns.
Seliger Richard Henkes: Bitte für uns.