Pater Henkes in Rom
Seit dem 17. Oktober zeigt das Deutsche Pilgerzentrum in Rom nahe der Engelsbrücke eine Ausstellung über den Seligen Richard Henkes. Die Initiative dazu kam von Martin Ramp, der in der Abteilung Schule und Hochschule des Bischöflichen Ordinariates in Limburg arbeitet. Er hatte zur Seligsprechung von Pater Henkes 2019 die Idee, Leben und Botschaft dieses Mannes in zeitgemäßer Form besonders jungen Menschen nahezubringen. So entstand die Graphic Documentary von Volker Schlecht mit dem Titel „Und wenn die Wahrheit mich vernichtet“. Diese inzwischen vielfach ausgezeichnete Arbeit des Berliner Künstlers wurde von Andreas Thelen-Eiselen mit Unterrichtsmaterial bereichert und wird heute im Religionsunterricht verwendet. Etliche der Grafiken von Volker Schlecht bilden großformatig die Ausstellung, die jetzt in Rom zu sehen ist (noch bis zum 17. November). Gefördert wurde das Projekt von der Deutschen und der Tschechischen Botschaft beim Vatikan, denn inzwischen gibt es auch eine tschechische Ausgabe der Graphic Documentary und des Schulmaterials. Dr. Tomas Cyril Havel und die Religionspädagogin Eva Muronova aus der Diözese Ostrava-Opava haben diese Übertragungsarbeit geleistet.
Sie waren beide bei der Ausstellungseröffnung anwesend, ebenso die Botschafter der Deutschen und der Tschechischen Vatikan-Botschaft, Dr. Bernhard Kotsch und Vaclav Kolaja. Martin Ramp erläuterte kurz die Geschichte der Ausstellung und Prof. Holger Zaborowski erschloss das pädagogische Konzept. Er verwies darauf, dass es hier weniger um einen Blick in die Geschichte als um eine Sensibilisierung für die Gegenwart gehe. Denn immer sei Zivilcourage gefordert, wenn das christliche Menschenbild infrage gestellt sei. Auch in unserer Zeit gebe es die Versuchung, die gleiche Würde aller Menschen zu hintergehen. Volker Schlecht betonte in seinem Grußwort, dass ihn gerade dieser Moment am Leben von Pater Henkes angesprochen habe, dass da jemand gewesen sei, der keine Angst gehabt habe vor dem Machtgebaren der Mächtigen, sondern sich immer der Wahrheit und der Wahrhaftigkeit verpflichtet sah.
Im Namen der Pallottiner dankte P. Alexander Holzbach, Rektor des Missionshauses in Limburg, in dessen Kirche heute die Henkes-Gedenkstätte ist, Martin Ramp bzw. dem Bistum Limburg für seine Initiative. Er freue sich über jede gute Brücke zwischen Deutschen und Tschechen, verwies auf die Partnerschaft der Geburtsgemeinde von Pater Henkes im Westerwald mit seiner letzten Wirkungsstätte in der heutigen Diözese Ostrava-Opava, wo er mit den deutsch-tschechischen Spannungen konfrontiert gewesen sei und sie zu überwinden suchte. P. Holzbach gab seiner Freude Ausdruck, dass das Schulmaterial jetzt auch in Tschechien zur Verfügung stehe und grüßte dann besonders herzlich Schülerinnen und Schüler aus Fürstenwalde (Bernhardinum) und Lahnstein (Johannes-Gymnasium), die an der Ausstellungseröffnung teilnahmen.
Gedenken in der Kirche Sta. Maria dell‘Anima
Am Mittwoch, dem 19.Oktober, zelebrierte P. Alexander Holzbach, ebenfalls auf Initiative von Martin Ramp, die Abendmesse in der deutschen Kirche in Rom, Sta. Maria dell‘Anima. In seiner Predigt verwies er besonders auf die Versöhnungsbereitschaft von Pater Henkes und auf seine ihn tragende Kommunionfrömmigkeit. Beides bräuchten Christen heute, um in den aufwühlenden Herausforderungen der Zeit bestehen zu können.
Mittwochs abends lädt die Anima immer alle deutschsprachigen Studierenden zur Hl. Messe und zur Begegnung ein. So trafen sich nach dem Gottesdienst über 50 junge Leute in der Bibliothek der Anima zu Pizzaschnitten und kühlem Wein. Den wöchentlichen Impuls übernahm dieses Mal eben P. Alexander Holzbach und referierte fast 40 Minuten über das Leben von Pater Richard Henkes als einem Priester, der unerschrocken Haltung gezeigt habe. Seine Liebe zur Wahrheit, seine Sympathie für die tschechischen Mitgefangenen in Dachau und sein Gottvertrauen habe ihm dann die Kraft gegeben, sich in der Typhus-Epidemie freiwillig in Quarantäne zu begeben, in der er infiziert wurde und gestorben ist. P. Holzbach betonte, dass es neben Pater Henkes in der Zeit des Nationalsozialismus viele Christinnen und Christen gegeben habe, die „laut oder leise“ dem System des Herrenmenschentums die Stirn geboten hätten. Auf die dürfe man stolz sein. Und er bat die anwesenden Studentinnen und Studenten „ihren katholischen Stallgeruch zu behalten, wenn Sie hoffentlich später einmal an wichtigen Stellen in Betrieben, Gesellschaft und Gemeinwohl tätig sind“.
Seine Exzellenz Vaclav Kolaja, Botschafter Tschechiens beim Heiligen Stuhl, und P. Alexander Holzbach.
Schülerinnen und Schüler interessieren sich für das Begleitmaterial zur Ausstellung.
Nach Vortrag und Austausch, Pizza und Wein in der Bibliothek der Anima (v.l.n.r.): Konrad Bestle, Kurat an Santa Maria dell‘Anima, Dr. Tomas Cyril Havel, Martin Ramp, P. Alexander Holzbach, Andreas Thelen-Eiselen, Eva Muronova. Impressionen auf YouTube